Ich hatte genau das gleiche "Problem: Freund findet Pferde toll und will reiten. Also sind wir erst mal eine Runde im Schritt in den Wald, ich habe ihn geführt, er musste nur stillsitzen. Ich muss dazu sagen, dass mein Pferd ein absolutes Goldstück ist und es nie ausnutzen würde, dass oben ein Bruchpilot sitzt. Nach der Waldrunde stand sein Entschluß fest: Ich will reiten. Und zwar richtig. Und gut. Also haben wir bei ihm daheim eine Reitschule gesucht, die erwachsene Männer an die Longe nehmen. War auch ein Stück von ihm weg, aber es war eine gute Entscheidung. So hat er dort einmal in der Woche die Grundlagen an der Longe vermittelt bekommen, am Wochenende bei mir gabs dann das Bonbon und er konnte das Erlernte frei in der Halle ausprobieren. Seit Herbst, also ein halbes Jahr nach Start des Projekts, ist er zu mir gezogen. Er kann Schritt und Trab frei reiten, ist in der Lenkung noch etwas unsicher, aber er macht es nicht schlecht. Wir gehen auch ins Gelände, ich reite das Pferd einer Stallkollegin, draußen auch Schritt und Trab. Er kann nach fast einem Jahr korrekte Hufschlagfiguren im Schritt, leicht traben, aussitzen und leichter Sitz im Trab. Galoppiert wird aber noch an der Longe. Ich will einfach, dass er es recht gut kann, wenn er dann mal losgelassen wird. Er hat immer noch Spaß auch wenn er mir nicht glauben wollte, dass reiten Sport und anstrengend ist. Mein Pferd ist aber so gepolt, dass es sofort stehen bleibt wenn er was falsch macht (also grob falsch) oder die Balance verliert. Sobald er was richtig macht marschiert sie wie´s Örgele. Das ist dann die eigentliche Bestätigung für ihn. Denn wenn ich ihn lobe gilt das nicht soviel wie wenn das Pferd "lobt".
Natürlich ist es nicht unproblematisch, wenn ich als "Lehrer" in der Mitte stehe und er als "Schüler" außenrum reitet und quasi gehorchen muss. Unser Hauptproblem ist, dass er nicht multitask-fähig ist. Er kann nicht nach dem Bügel angeln und gleichzeitig auf dem Hufschlag bleiben und dann noch weiterreiten. Oder ein Kommando ausführen (wegen mir, auf dem Zirkel geritten) und gleichzeitig die Korrekturen danach umsetzen. Da ist der Zirkel total vergessen. Das stellt mich als auf eine harte Geduldsprobe und ich muss mich manchmal echt zusammenreißen dass ich nicht ausraste.
Wenn ich keine Zeit habe, dann übernimmt er das Pferd, ich kann ich mittlerweile alleine losschicken. Gut, die Leute im Stall passen ja auch noch auf ihn auf. Demnächt wird er aber auch noch zusätzliche Reitstunden bei uns nehmen, eine zweite Meinung schadet nix, finde ich. Und in der Abteilung kann er sich hinten dran hängen und lernt so auch wieder mehr.
_________________ "Wenn man seine Feinde behalten möchte sollte man vermeiden, sie kennen zu lernen" (Campino)
|