schnucki hat geschrieben:
Allerdings stelle ich mir trotzdem auch die Frage warum man sich einen Hund anschaffen möchte wenn man 5 x in der Woche durchgehend 10 Stunden nicht zuhause ist. Ernsthafte Frage, gar nicht böse gemeint.
Dann versuche ich das mal ernsthaft zu beantworten.
Zitat:
Ich habe meinen Hund unter anderem, weil ich ein Tier haben wollte mit dem ich ausgedehnte Spaziergänge machen kann. Vorzugsweise bei Tageslicht - das wäre dann in den Wintermonaten nur am Wochenende möglich.
Genau das ist auch meine Motivation für einen Hund - ich liebe Hunde und ich laufe und wandere sehr gern, aber ohne Hund rafft man sich dann doch nicht so oft auf.
Im letzten und in diesem Winter bin ich durch Krankheit noch zuhause und kann mir die Spaziergänge so einteilen, daß ich mindestens einen langen in den hellen Tagesstunden absolviere. Mich gruselt es auch schon vorm nächsten Winter, wenn ich in der Woche nur im Dunkeln gehen kann. Aber deswegen werde ich mit den Hunden nicht weniger gehen. Die Strecken sind dann andere: Beleuchtete Wege, auf denen ich leider öfter mit Verkehr rechnen muß, so daß die Hunde dann mehr an der Leine gehen müssen, stattdessen weniger Wald- und Feldwege. Allerdings gibt es in meiner Nähe durchaus Stellen bzw. Wege, auf denen ich sie auch im Dunkeln ableinen kann. Nur die stundenlangen Spaziergänge ohne Leine wird es im Winter nur an den Wochenenden geben.
Ist die Lebensqualität für den Hund so viel geringer, wenn er mehr an der Leine gehen muß? Ich denke nicht.
Für mich ist die "Spaziergangqualität" im Winter deutlich geringer. Der sportliche Aspekt und die frische Luft bekomme ich auch, wenn ich über die beleuchteten Bürgersteige in einer Wohnsiedlung laufe statt durch den Wald. Aber ich finde das Naturerlebnis natürlich schöner als das Bordstein treten. Aber besser im Sommer und im Winter an den Wochenenden Natur genießen als gar nicht.
Zitat:
Am Pferd lief meine auch lange mit und das ist auch schön, aber das fällt ja bei jemandem der voll berufstätig ist im Herbst / Winter unter der Woche auch weg.
Es fällt ja nicht nur das Mitlaufen des Hundes aus, es fällt der ganze Ausritt flach!
Dann könnte man auch jeden berufstätigen Freizeitreiter, der am liebsten in den Busch geht, fragen, warum er sich ein Pferd kauft, wenn er doch in den Wintermonaten montags bis freitags mangels Licht in der Halle ungeliebte Kreisel ziehen muß.
Aber das Leben besteht doch nicht nur aus Winter und Dunkelheit?!
Zitat:
Am Stall rumwuseln mag für den Hund ja ganz nett sein (so es erlaubt ist), ist aber ja keine Aktivität MIT dem Hund.
Deswegen hatte ich auch nie einen Hund als ich noch ein Pferd hatte. Beiden hätte ich zeitlich nicht gerecht werden können neben der Arbeit und den Hund "nur so mitlaufen lassen" finde ich persönlich nicht hundegerecht (ohne Bewertung - ich wollte das nur für mich nicht haben).
Zitat:
Ganz ehrlich - wenn die "schönen" Seiten des Hundehalterlebens für mich nur so eingeschränkt möglich wären hätte ich mir keinen Hund ans Bein gebunden. Kuscheln kann ich auch mit den Katzen und die sind wenn ich mal im Urlaub oder krank bin bedeutend unproblematischer in der Versorgung als der Hund
Da gehen unsere Meinungen auseinander. Ich teile meine Hunde nicht in schöne Seiten und weniger schöne Seiten ein. Ich empfinde das Leben mit einem Hund im gesamten als schön. Klar nerven mich die beiden auch mal, ich fluche, wenn sie wieder im Weg liegen und ich fast drüberfalle und am dritten Tag Dauerregen habe ich auch keine Lust mehr Gassi zu gehen und es ist nur noch Pflichterfüllung. Spätestens wenn sie mitten in der Nacht anschlagen, weil sie ein Geräusch gehört haben, daß ihrer Meinung nach gemeldet werden muß, dann möchte ich ihnen auch mal den Hals umdrehen ...

Aber im Gesamten sind meine Hunde für mich eine totale Bereicherung und ich war nie glücklicher als jetzt, wo ich mit zwei Hunden zusammenlebe. (Katzen hatte ich auch schon, toll, aber an einen Hund reichen sie nicht ran!)
Ich empfinde meine Hunde nicht als "ans Bein gebunden". In Urlaub bin ich in den letzten Jahren sowieso nicht regelmäßig gefahren, in der Zukunft gibt es halt Urlaub mit Hund oder Urlaub zuhause. Da ich lieber in Österreich wandere als in Spanien am Strand zu braten, läßt sich Urlaub mit Hund gut kombinieren ohne daß ich bei meinen Bedürfnissen Abstriche machen muß. Wenn ich krank bin, wie zur Zeit mit der Gürtelrose, dann kommen meine Hunde leider mal etwas kürzer. In den letzten Tagen bin ich nur immer kurz raus. Man merkt den Hunden auch an, daß sie gerne etwas mehr Bewegung hätten, sie sind es halt anders gewohnt, aber sie nehmen mir nicht die Wohnung auseinander. Das ist ein vorübergehender Zustand, da müssen die Tiere halt mal durch. Wenn ich wieder arbeiten gehe und dann krank werden sollte, hätten die Hunde unter Umständen während der Krankheit weniger Auslauf, dafür mehr Gesellschaft mit mir. Nichts hat nur Vor- oder nur Nachteile!

Und sollte ich mal länger krank werden und mich wirklich nicht um die Tiere kümmern können oder ins Krankenhaus müssen, dann habe ich einen guten Freund, der sie jederzeit in Pflege nimmt. Aber so einen "Plan B" muß doch auch jeder nicht oder Teilzeitberufstätige haben.
Klar würde ich auch im Winter gerne täglich 2 bis 3 Stunden im Hellen laufen, aber ich muß nun mal auch das Futter für uns drei verdienen. Aber ich käme nie auf die Idee, das alleine als Argument gegen die Anschaffung eines Hundes zu empfinden. Für die Jahreszeit können die Hunde nichts, die Kompromisse (Spaziergänge im Dunkeln mit weniger Freilauf) sind zeitlich begrenzt und die Vorteile überwiegen.