Prinzipiell ist das schon möglich. Also rein in der Theorie kann man natürlich sagen: kannst du mir nachweisen, dass dein silberner Labrador reinrassig ist, erkenne ich den an. In der Praxis ist das natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, da ein silberner Labrador per definitionem gar nicht reinrassig sein kann.
Forscht man nach, stößt man derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 100% in den Ahnen auf den amerikanischen Kennel Kellog, und der hat Pointer und/oder Weimaraner eingekreuzt.
Auf der anderen Seite ist eben genau der AKC einer der "Dissidenz"vereine, die sehr tolerant sind gegenüber "Unregelmäßigkeiten" und "Andersartigkeiten". Mit gezielter Zucht und nachhaltiger Gesundheitskontrolle haben die nicht allzu viel am Hut. Einen solchen Hund anzuerkennen, aber einfach die Farbbezeichnung "fehlerfrei" zu machen, ist Ergebnisretouche. Amerika ist und bleibt auch in der Hundezucht oft mehr Schein als Sein.
Allerdings - und auch das muss man ehrlich sagen - gab es Ergebnisretouche auch im VDH. Zwar nicht offiziell durch den Verband, wohl aber durch Züchter, wo kranke oder nicht zulassungsfähige Welpen bis hin zu ganzen Würfen auf welchem Wege auch immer in den Mülltonnen verschwanden. Darunter litt vor allem die Schäferhundzucht, noch gravierender die Malinois. Es ist also nicht immer alles gold, was glänzt, und nicht alles ist nur gut und nur schlecht.
Die Labradorzucht krankt vor allem an der Umzüchtung während seiner Zeit als Modehund. Vom schlanken, sportlichen, agilen Jagd- und Apportierhund hin zum gedrungenen, massigeren Couchhund, der auch als aufgabenloser Familienhund nicht all zu viel Ärger bereitet in wenigen Jahren. Wenn sich ein Zuchtziel so gravierend verändert, wird der Genpool sehr schnell sehr eng, da man im Prinzip nur noch mit den Hunden weiterzüchten kann, die vorher am oberen Ende der Skala des Rassestandards lagen. Und alles, was vorher dem gewünschten Zuchtziel entsprach - also schlank, handlich, sportlich, agil - kann ich nicht mehr decken lassen, weil dann wieder "zu leichte" Hunde fallen, die dem gewünschten schweren Typ nicht entsprechen.
Gleiches konnte man auch in der Zucht des Golden Retriever beobachten. Während diese Rasse früher wirklich golden in verschiedenen Schattierungen war, geht die Range inzwischen bis fast weiß. Mittlerweile ist man sich ziemlich sicher, dass diese Färbung nicht durch rasseinterne Verpaarung allein entstanden sein kann, da diese besonders hellen Hunde auch Charaktereigenschaften zeigen, die in der Retrieverzucht zuvor einfach nicht zu finden waren. Trotzdem bekommst du problemlos aus dem VDH fast weiße Golden Retriever. Tjaja

Im Endeffekt muss man einfach wissen, was man haben möchte und dann viel Recherche betreiben. Im VDH habe ich sehr ausführliche Gesundheitsdokumentation, Reglementierung der Bedeckung und ein definiertes Zuchtziel (ob mir das dann gefällt, ist nochmal eine andere Frage). Das ist aber natürlich nicht der einzige Verein, bei dem ich so was finde.