Gibt es wirklich Menschen, die ein Pferd streng nach sinnvollen Gesichtspunkten kaufen

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Pferd 1 (oder besser Pony): ich war 10 und bin seit einem halben Jahr geritten. Das Pony, auf dem ich bis dato Unterricht hatte, wurde verkauft und meine RL wusste von diesem ungemein braven Pony, das wegen Pubertät gepaart mit Desinteresse der eigentlichen Besitzerin unbedingt weg sollte. Ich wollte natürlich ein Pferd, ist ja klar, meine Mutter wollte lieber einen Weltuntergang als ein Pferd, und ich bin beim Probe reiten gleich runter gefallen, weil der quasi ungerittene 4-jährige die Kurve nicht gekriegt hat. Sozusagen allerbeste Voraussetzungen

. Irgendwie hat mein Vater meine Mutter überzeugt, und wir haben das Tier gekauft. Nach logischen Gesichtspunkten so ungefähr das falscheste Pferd, das man finden kann, und ich nehme es meiner damaligen RL auch heute noch ein bisschen übel, dass sie uns dieses Pferd anschnacken wollte, damit sie Berittgeld verdienen kann. Nichtsdestotrotz kam es anders und das Tier war die absolute Lebensversicherung. Sportlich nicht geeignet, aber für ein Kind dann irgendwie doch wieder die beste Wahl. Der war atombombensicher und hat uns durch (fast) alles durch getragen.
Pferd 2 (oder besser das erste Pferd): ich kannte das Pferd schon seit 6 Jahren, da es bei uns im Stall stand. Tolles Pferd, gefiel mir optisch super, war sehr erfolgreich, aber auch ein kleiner Drecksack. Als es verkauft werden sollte, habe ich einmal drauf gesessen und wollte es haben. Wir hatten zu dem Zeitpunkt schon ein halbes Jahr gesucht und auch einige ausprobiert, aber da ist irgendwie nie der Funke übergesprungen.
Pferd 3 (das aktuelle): sie war 3 Monate alt und daher roh. Ich wollte alles, nur keine Stute, und bin wegen einer anderen Anzeige zu dem Züchter gefahren. Da war dann dieses Fohlen, und es gefiel mir echt gut. Also habe ich es in einem Anfall geistiger Umnachtung gekauft. Das Pferd hat sich an sich genauso entwickelt, wie ich mir das als Fohlen vorgestellt hat, inklusive der zu erwartenden Stärken und Schwächen. Ich hatte wirklich Bedenken, dass ich das erste Mal aufsteige und mein Pferd gruselig finde, aber so war es überhaupt nicht. Unglücklicherweise ist das Tier nicht wirklich gesund, daher ist es leider völlig egal, dass ich mir ein sehr gutes Fohlen gekauft habe, das ansonsten allen Erwartungen entspricht.
Aktuell sucht eine Freundin von mir ein Pferd. Da kann ich das Ganze emotionslos angehen. Wir gucken uns Anzeigen und Videos an, suchen uns aus, was in Frage kommt und fahren hin. Da es hier auch eher rohe Pferde sind, kann man wenig machen, außer sich Gebäude, Stellung und Bewegungen anzusehen. Beim Probe reiten brauche ich persönlich 5 Minuten, um sagen zu können, ob mir ein Pferd liegt und meistens 10 Minuten, um einschätzen zu können, wie viel von dem Bild, das sich mir gerade präsentiert, dem Reiter geschuldet ist und damit vermutlich schnell wegzukriegen ist.
Ich habe noch nie ein Pferd mehr als einmal ausprobiert. Würde ich wahrscheinlich auch nicht, denn ich bin Amateur und habe nur das eine Pferd. Da muss dann beim ersten Mal schon gleich der Funke überspringen

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