.... alles korrekt und möglichst gut zu machen, desto mehr geht schief!
Ich glaube das Thema hatten wir schon mal speziell zur Pferdehaltung, ich finde es aber nicht mehr. Aus aktuellem Anlass wegen meinem kleinen Alfred, mache ich mir seit 1 Woche ständig Gedanken darüber, wie viel "beste Versorgung und Haltung" tatsächlich gut ist und wie schnell man da das gut gemeinte womöglich überschreitet und übertreibt.
Ich bin immer sehr auf artgerechte Haltung bedacht und alle Pferde (auch Hengste) laufen ganzjährig auf großen Flächen in der Herde. Die Unterstände/Ställe und Paddocks werden 2-3x täglich abgeäppelt, es steht immer gutes Heu zur Verfügung und die Pferde werden nach Bedarf versorgt (je nach Alter, Arbeitsleistung etc). Der Hufpfleger kommt je nach Wachstum und korrekturfall alle 4-6 Wochen, es wird nach Bedarf/Kotprobe entwurmt und natürlich geimpft.
Es wird nicht ewig gewartet bis ein Tierarzt kommt, wenn etwas nicht stimmt, ich doktore nicht selbst rum und wenn nötig werden die Pferde auch alternativ behandelt (Osteo, Massage, Akupunktur....). Meine Sättel werden angepasst und überprüft und ich Bin stets bemüht meine Pferde gesundheitsfördernd zu arbeiten, ohne sie zu überlasten.
Tja - ich meine ich mache alles im Rahmen meiner Möglichkeiten gut. Zumindest mache ich mir ständig Gedanken und versuche alles zu optimieren. Und trotzdem (oder gerade deswegen?) läuft es irgendwie nicht rund. Jedes Pferd hat irgend eine Dauerbaustelle, der Sattel passt ständig nicht, die Hufe sind trotzdem bei 2 Kandidaten schief und das Fohlen mit bester Versorgung bei dennoch robuster Haltung wird gerade mal ein Jahr alt, als wir es einschläfern müssen....
Ich sehe im Gegenzug die Pferde meiner Freundin, die sie ähnlich hält (die meiste Zeit des Jahres stehen sie mit meinen gemeinsam auf der Weide), aber in Sachen Versorgung wesentlich weniger "Geschiss" macht. Hufschmied kommt nur alle +/-10 Wochen, Osteo war nie dran, Sattler auch nicht, Unterricht wird nicht genommen und die Pferde sind nicht ausgebildet und kennen keinerlei gymnastizierende/lösende Arbeit. Mineralfutter wird immer mal irgend eins genommen und die Tiere laufen und sehen gut aus. Sie hat letztes Jahr einen Hengstjährling gekauft (Mix aus allem), der bis dato noch keinen Schmied und Tierarzt gesehen hat und völlig wild war. Weder in der Trächtigkeit noch in der Fohlenzeit danach sind Stute und Fohlen optimal versorgt worden (bei ihr dann schon, allerdings auch nur wieder mit dem nötigsten). Der Kerl steht da wie aus dem Bilderbuch -> Muskelprotz, voll im Lack, gesund auf den Knochen.
Mein Nachbar ist ein alter Herr mit 2 übrig gebliebenen Trakkistuten aus seiner alten Zucht. Die stehen im "Offenstall" (Matschweide mit Unterstand, in dem sich meterhoch der Mist stapelt, gehen 1-2x jährlich zum Schmied und ernähren sich von Gammelheu und trockenem Brot. Die sind Uralt und stehen voll im Lack und sind rund wie die Äpfel

(leider auch stocklahm seit Jahren, Vetamt reagiert aber nicht, weil Pferde sehen gut aus und haben Platz).
Aber angesichts dieser Beispiele, die ja nun nur diejenigen aus meinem direkten Umkreis umschreiben, aber durchaus noch auszuweiten sind, kommt mir immer öfter die Frage: Ist weniger vielleicht doch mehr? Mache ich mit meiner Fürsorge die Pferde krank oder suche ich sogar nach Problemen? So langsam zweifele ich meine Haltung an...