Oh, das mit dem "ordentlich aussehen, nicht billig sein..."-Stall kenne ich auch. Ich stand mal in so einem.
Sehr gepflegte Anlage auf den ersten Blick. Auch auf den zweiten. Und dritten.
Die grundsätzlichen Rahmenbedingungen dort waren wirklich nicht schlecht. Ordentliche Boxen, ordentliche Tagespaddocks, Halle, Platz, Longiermöglichkeit...dazu gut (zentral) gelegen. Eine eigentlich fachkundige Leitung.
Aber:
- es wurde an der Einstreu gespart. Eingestreut wurde mit Spänen, und es wurde erwartet, das man in der Box seines Pferdes eine Matratze anlegt, die dann dort auch zu verbleiben hatte (also: ständig dort zu verbleiben hatte. Nichts mit "alle paar Monate mal leerräumen" oder so. Bloss nicht solche Sachen machen wie "feuchte Stellen ausstechen". Ich habe dort einmal einen Anpiff vom Feinsten kassiert, weil ich nach der Wurmkurgabe die Box meines Pferdes komplett leerräumte und (selbst beschaffte und nicht etwa vom Stall gestellte !) neue Einstreu einbrachte. Ich hätte ihre ganzen Mistentsorgungspläne durcheinandergebracht... Wenn man den Stall mit dem "Misten" beautragt hatte, wurden zwar die Äppel rausgeräumt, aber nur alle zwei Tage mit einer hauchdünnen Schicht übergestreut. Ihr könnt euch vorstellen, wie die Boxen ausgesehen haben.
- es gab dort einen kleinen Schulbetrieb mit Ponies. Also eigentlich eher leichtfuttrige Pferde...fast Ponies waren rank und schlank an der Grenze zum Magersein. Die anderen WAREN mager/zu dünn. PONIES !
- und dann gab es dort noch einen Haufen relativ naiver und/oder ahnungsloser Besitzer. Wie deren Pferde aussahen, mag ich mir nicht mehr in Erinnerung rufen, dazu war bzw. ist es zu deprimierend. Es gibt so Rassen, die kennt man eigentlich nur proper, die können ja ruhig schlank gehalten werden, aber zwischen schlank und zu dünn besteht ein Unterschied und den wollten oder konnten die Besitzer nicht erkennen. Beschwerten sich aber über die Triebigkeit ihrer Pferde. Oder schoben den Figurzustand auf's Alter (in einem konkreten Fall war dann 18 Jahre schon "alt". Rippen sichtbar, Kruppe eckig, prominente Hüfthöcker...). Es war praktisch schon Standard, das allen Pferden von den Besitzern massiv zugefüttert wurde, wobei natürlich die Mengen variierten. Mir zeigte einmal eine Besitzerin die Portion Krippenfutter ihres Pferdes - eine von der Sorte, die meinten, ihr Pferd sei ja so triebig - und ich habe versucht, ihr vorsichtig beizubringen, das ein Kaffeebecher voller Maisflocken und zwei Hände voll Heuflakes vielleicht nicht so ganz genügend sind, um ein Pferd von ca. 165 cm aufzufüttern ?
- das Rauhfutter wurde dort in Raufen gefüttert, die mit wenig Heu und viel Stroh locker gefüllt wurden. Die Pferde kamen um 16 Uhr rein, um 21 Uhr waren die Raufen leer, gefüttert wurde am nächsten Morgen gegen 7 Uhr...und Stroh aus der Einstreu naschen war ja auch nicht drin.
Ich bin dort aus privaten Gründen weggegangen - wären die nicht gewesen, hätte ich "einfach so" gewechselt. Was nützt mir ein toller Stall, wenn ich zusätzliche Kosten von x Euro pro Monat für Futter habe, das in meinen Augen und vertragsgemäß vom Stall hätte besorgt werden sollen ?
