"wirklich artgerecht" hält man einen Allergiker am besten ganzjährig auf der Weide.....
Ansonsten muss man eben Abstriche machen, und da muss man je nach Pferd ausprobieren, wo man die Abstriche am sinnvollsten machen kann, ohne eine andere Baustelle heraufzubeschwören.
Gut ist es, wenn man im Hinterkopf behält, dass ein Allergiker immer eine gewisse Menge Schimmelpilzsporen vertragen tolerieren kann. Diese Menge darf nur insgesamt über den Tag/Woche/Jahr nicht überschritten werden. Dabei muss man aber auch berücksichtigen, dass in der Luft (nicht nur im Stall und nicht nur in der Einstreu, sondern auch in Holzwänden, Hallenboden, Weideboden, Ausreitgelände, Wald usw, einfach überall.) IMMER eine gewisse Menge Pilzsporen in der Luft ist, und je feuchter und wärmer die Luft ist, desto größer ist die "Grundbelastung" durch Pilzsporen schon.
Wenn man nun die Pilzsporen in einem Lebensbereich des Pferdes soweit wie nur irgendmöglich herunterfahren konnte, kann man dann in einem anderen Lebensbereich durchaus etwas weniger sorgfältig sein und das Pferd lebt trotzdem symptomfrei. Das muss man aber wirklich sehr indivduell je nach Pferd ausprobieren.
Mein Allergiker lebt im Sommer 24 Stunden in der Herde draußen und ernährt sich dort fast ausnahmslos von Gras. Über die Weidesaison gibt es vielleicht 20 Tage, an denen es aus irgendwelchen Gründen kein Gras gibt, sondern Heu, wenn das länger als ein Tag hintereinander der Fall ist, wird er abgetrennt und bekommt nasses Heu.
Im Winter steht er nachts in einer ständig offenen Außenpaddockbox, die auch keinerlei Verbindung zur Stallgasse oder zur Nachbarbox hat, er bekommt zweimal täglich nasses Heu oder Heulage, hat Matten in der Box und eine Pinkelecke die mit Spänen und/oder Gerstenstroh eingestreut ist, außerdem bekommt er noch etwas Knabberstroh (ebenfalls Gerste). Gerste deshalb, weil Gerstenstroh zu 99% pilzfrei ist (glatte harte Oberfläche, daher nicht so anfällig für Nässe, außerdem früher geerntet, und daher weniger regenbelastet).
Tagsüber steht er mit seiner Herde (12-15 Pferde) in einem an einen Offenstall angrenzenden Auslauf, dort gibt es tagsüber Knabberstroh in einer Raufe, der Offenstallbereich ist mit Stroh eingestreut (aber nur sehr sparsam, nicht groß zum Fressen). Dort gibt es Weizenstroh, Verpilzung ist je nach Wetter bei der Ernte mal mehr mal weniger, meist aber immer noch besser als in den meisten Nachbarställen.
Diese Haltung im normalen VP-Stall ist für meinen Allergiker optimal, da er keine Magenprobleme hat und daher mit zwei Heufütterungen und Knabberstroh dazwischen problemlos klarkommt. Er ist ganzjährig 24 Stunden draußen (geht im Winter nachts nur zum Schlafen in die Box, sonst hält er sich in seinem Paddock auf, da hängt auch das Heunetz), und hat mindestens 6 Stunden täglich (im Winter) eine "echte Herde" um sich, mit Raufen, Toben, Rumkaspern, in der Sonne dösen und allem was dazu gehört, und im Sommer eben 24 Stunden Herdenhaltung.
Bei ihm liegt ein sehr großer Schwerpunkt auf der "Herde", eine Haltung in einem 2er-oder 3er-Grüppchen wäre für ihn ein absolutes No-Go, er besteht auf einer großen Gruppe.
Bei deinem Pferd mit Magenvorgeschichte wird der Schwerpunkt wohl anders zu setzen sein, nämlich auf häufigeren Heufütterungen - da muss man schauen, wie man das mit der artgerechten Gruppenhaltung so hinbekommt, vielleicht mittags nochmal ne Stunde reinholen/abtrennen und ein Extranetz geben? Aber wenn es im Winter im Gruppenpaddock trockenes Heu aus der Raufe gibt, hilft das natürlich nix. Da kann man dann entweder eine Kleingruppe bilden, 2-3 Pferde, die auch auf dem Paddock dann mittags noch ein paar kg nasses Heu bekommen, oder eine Heulage-Gruppe bilden, oder schauen, ob trockenes Gerstenstroh vertragen wird und eine Knabberstroh-Gruppe bilden (wobei für Magenpferde auch nicht ideal), oder schauen, dass man den Rest der Haltung so perfektioniert bekommt, dass ein wenig trockenes Heu tagsüber toleriert wird und zusätzlich dauerhaft einen Schleimlöser füttern (Plantagines oder sowas).
Wichtig ist über die Jahre gesehen auch, dass die Weidesaison möglichst lang ist und in dieser Zeit möglichst ausnahmslos Gras gefüttert wird, und die Pferde wirklich komplett draußen stehen, ohne Einstreu im Unterstand, sich die Atemwege also über 6-7 Monate soviel wie möglich erholen können. Außerdem hat man dann im Sommer nicht das Problem mit der Haltbarkeit von nassem Heu.
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